Das eigene Haus für eine Wohnung tauschen?

Ein eigenes Haus ist für viele der Traum vom Wohnen. Es gibt viel Platz für die ganze Familie, am besten einen eigenen Garten und man kann mehr oder weniger schalten und walten wie man möchte.

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Doch was ist, wenn die Kinder ausgeflogen sind, der Partner einen verlässt oder stirbt und man bleibt alleine zurück im jetzt riesigen Haus? Darüber hat sich Monika Feldmer-Metzger schon früh Gedanken gemacht und bewusst entschieden das Haus zugunsten einer wunderschönen Wohnung aufzugeben. Jeanette und ich haben Monika bei unserer Ausbildung „Wohn- und Architekturpsychologie“ am IWAP kennengelernt. Sie beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Themen rund ums Wohnen im Alter, ist also Expertin auf diesem Gebiet.

Schön, dass du heute Zeit hast, vielleicht kannst du dich kurz vorstellen:

Mein Name ist Monika Feldmer-Metzger, ich bin 66 Jahre alt und wohne in einer Kleinstadt mit 30.000 Einwohner ungefähr 50 km westlich von München. Ich habe zwei erwachsene Söhne und zwei Enkelinnen. Ich lebe gerne in Gemeinschaft, menschliche Gesellschaft ist ein Lebenselixier für mich – schon als kleines Kind wollte ich lieber in einem „Mietshaus“ wohnen als isoliert in einem Einfamilienhaus.

Mein Motto ist: Es sind nicht die Häuser, die ich liebe, sondern das Leben, das ich in ihnen lebe!

Du bist, nachdem deine Kinder ausgezogen waren, von einem EFH ganz bewusst in eine barrierefreie Wohnung umgezogen. Was waren deine Beweggründe?

Vor 15 Jahren suchten mein Mann und ich eine Eigentumswohnung für meine Mutter, die mit 78 Jahren zu uns zog. Nach fünf Jahrzehnten im Einfamilienhaus – viele Jahre davon allein – sollte sie in einer Penthaus-Wohnung ein neues Zuhause finden, das später auch uns im Alter dienen könnte. Doch die Warteliste für diese Wohnungen war lang, und unsere Chancen schienen gering. Dennoch ließ ich uns eintragen – ein spontaner Entschluss, der sich fünf Jahre später als goldrichtig erwies: Wir rückten an die Spitze der Liste und erhielten den Zuschlag.

Von Anfang an erkannte ich das Potenzial dieser Wohnung, insbesondere die Möglichkeit, den Grundriss nach unseren Bedürfnissen zu gestalten. Heute, mehr als zehn Jahre später, blicken wir voller Zufriedenheit zurück. Trotz anfänglicher Skepsis und Kritik – vor allem von eingefleischten Einfamilienhaus-Besitzern – haben wir diesen Schritt nie bereut.

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Wie lange wohnst du schon dort? Und haben sich deine Erwartungen erfüllt?

Ich wohne bereits seit über 10 Jahren in diesem Haus; und schätze zum einen, dass die Wohnung auf einer Ebene liegt, barrierefrei ist, einen Aufzug besitzt, und wir uns um viele tägliche Dinge nicht kümmern müssen – der Hausmeisterdienst übernimmt die Reinigung der Gemeinschaftsflächen und Reparaturleistungen, Müllabfuhr, Schneeräumen, Heizung uvm.

Worin siehst du die Vorteile einer Wohnung gegenüber einem Haus?

Ich kann einfach die Wohnungstüre zumachen und wochenlang in den Urlaub fahren. Man findet im Haus immer jemanden, der den Briefkasten leert und die Blumen versorgt. Kein (großer) Garten ist zu versorgen.

Der Pflegeaufwand ist bei einer Wohnung gegenüber einem Einfamilienhaus ungleich geringer. Die Energiekosten und die Reparaturleistungen sind wesentlich günstigergegenüber einem Haus.

Unser Wohnhaus mit 40 Einheiten, verteilt auf fünf Eingänge, ist ein lebendiges Beispiel für eine funktionierende Hausgemeinschaft. Gegenseitige Unterstützung ist selbstverständlich – sei es das Versorgen einer Wohnung bei längerer Abwesenheit, kleine Fahrdienste oder die Betreuung eines Hundes, wenn dessen Besitzerin erkrankt ist.

Ich schätze die nachbarschaftliche Verbundenheit und genieße die spontanen Begegnungen, sei es für ein kurzes Gespräch auf dem Weg zum Müllhaus oder für gemeinsame Aktivitäten. Die Erfahrungen, die ich hier gesammelt habe, bestätigen, wie wertvoll eine gute Hausgemeinschaft ist.

Was gefällt dir besonders gut?

Die zentrale Lage – stadtnah und trotzdem naturnah; wir haben eine gute fußläufige Nahversorgung, dies gilt auch für die ärztliche Versorgung. Die fußläufige Nähe zur Altstadt bzw. ist diese mit dem Fahrrad gut zu erreichen. Außerdem gibt es eine Bushaltestelle direkt vor dem Haus.

Wir konnten auf die Gestaltung des Wohnungs-Grundrisses großen Einfluss nehmen; dies gilt ebenfalls für die Innen-Ausstattung der Wohnung – statt einer Badewanne haben wir eine bodengleiche Dusche mit den Maßen 140 x 130 cm (so ist diese sogar Rollstuhlgängig). Die Wohnung wurde mit einem Smarthome-System ausgestattet, ebenso erfolgte die Elektro-Ausstattung und Lichtgestaltung nach unseren Wünschen.

Eine Tiefgarage mit direktem Aufzug in die Wohnung.

Das großzügige Fahrrad-Haus im Innenhof.

Zusätzlich zur Terrasse haben wir noch einen teilüberdachten Balkon, der nach Süden ausgerichtet ist; dies ermöglicht bei Sonnenschein eine Nutzung selbst im Winter. Und so nutzen wir die privaten Freiflächen viel ausgeprägter als die Terrasse und den Garten in unserem früheren Haus.

Es gibt eine wirklich gute verlässliche Hausgemeinschaft – wie bereits oben erwähnt.

Was ist anders als erwartet?

Das positive Raumgefühl, die komplette Wohnung auf einer Ebene, dies konnte ich mir zuvor nicht vorstellen.

Gibt es auch etwas, was dir fehlt oder nicht so gut gefällt?

Da wir ein Zimmer komplett als Büro nutzen, fehlt uns manchmal ein Zimmer. Gerade, wenn die erwachsenen Kinder mit ihren Familien alle übernachten wollen, wird es sehr eng. Doch dieses kommt ehrlicherweise nur zweimal im Jahr vor.

Die zentrale Wohnlage bedingt, dass wir manchmal durch rücksichtslose Autofahrer Verkehrslärm ausgesetzt sind; obwohl unser Gebäude in einer Tempo-30-Zone liegt.

Die Ausstattung unseres Innenhofs – die „Möblierung“ ist wenig Gemeinschaftsfördernd; da hätte der Bauträger mit wenig Aufwand, mehr auf die Bedürfnisse der Bewohnenden eingehen können. Dies möchten wir im Sommer ändern – da wollen wir eine Sitzfläche neu pflastern und mit Tisch und Bänken gestalten.

Würdest du dich wieder so entscheiden?

Absolut. Allerdings würde ich heute – mit meinem Expertenwissen – noch mehr auf bedürfnisorientierte Ausgestaltung der Gemeinschaftsflächen drängen bzw. achten.

Welche Tipps hast du für diejenigen, die vor der Entscheidung stehen, fürs Alter eine neue Bleibe zu suchen?

Sich möglichst frühzeitig (im Alter von ungefähr 60 Jahren), mit dem Thema auseinanderzusetzen. In höherem Alter stellt ein Umzug und auch das Loslassen vom Eigenheim eine enorme psychische und physische Belastung dar. Außerdem braucht es mehrere Jahre, bis sich eine gute Hausgemeinschaft und auch eine positive Ortsbindung entwickelt.

Vielen Dank liebe Monika für das ausführliche Gespräch!

Wer mehr über Monika Feldmer-Mezger erfahren möchte: www.wohnenaktiv.com

Und vielleicht habt ihr Lust uns von euren Wohnerfahrungen zu berichten. Wir freuen uns über jede Wohngeschichte!

Liebe Grüße

Nina

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